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Lisa Steiger: 50/50

Abb. 1: Lisa Steiger, «50/50», Modul Experimentelles Gestalten, ZHdK, 2023
Abb. 1: Lisa Steiger, «50/50», Modul Experimentelles Gestalten, ZHdK, 2023

Anfang Oktober 2024 steht der Goldpreis bei CHF 72,26 pro Gramm. Dementsprechend kostet ein Kilo CHF 72260.–.(1) Unabhängig davon, wer das Gold geläutert, poliert und verpackt hat, wird der Wert primär durch das Material erschaffen. Doch wie entsteht der Wert eines Objektes, wenn weder das Material noch die Herstellungskosten oder der Arbeitsaufwand ihn rechtfertigen können – wenn eine subjektive Meinung die grösste Gewichtung hat? Anders als der Goldwert reichen die Kunstpreise oftmals weit über das Materielle hinaus.

Nehmen wir das Gemälde Mona Lisa. Im Frühling 2024 hatte es einen geschätzten Versicherungswert von etwa USD 843 Millionen.2 Bei einer Gemäldegrösse3 von 77cm auf 53cm beträgt die Fläche 4081cm2. Somit würde, rein hypothetisch gesehen, jeder Quadratzentimeter einem Wert von CHF 187514,29 entsprechen. Es ist allen bewusst, dass eine solche Hypothese keine Überlebenschancen hätte. Während Gold sich preislich prozentual zur Materialmenge verändert, weist Kunst eine ganz andere Logik auf.

Plakate dienen der Grafik als eine traditionelle und wichtige Schnittstelle zur Gesellschaft. Gleichzeitig erhalten Preisverleihungen und Awards innerhalb der grafischen Branche immer mehr Stellenwert und Gewicht. Wie das Gold und die Mona Lisa unterschiedliche Wertschöpfungen haben, so kann dies auch bei den Plakaten festgestellt werden. Einige Preise begrenzen sich auf die Herstellungskosten, die Bezahlung der Arbeitnehmer*innen und auf die jeweilige Auflage. So wie es jedoch immer Ausreisser gibt, so können diese auch hier gefunden werden. Bei solchen definiert sich der Preis weit über die eben genannten Parameter hinaus. Dies kann eine starke Tendenz des Ungleichgewichts in Museen, bei Awards, etc. hervorrufen.

Abb. 2: Lisa Steiger, «50/50», Modul Experimentelles Gestalten, ZHdK, 2023
Abb. 2: Lisa Steiger, «50/50», Modul Experimentelles Gestalten, ZHdK, 2023

Das Projekt «50/50» taucht in diese Thematik ein. Durch die unterschiedlichen Kombinationen von nicht zusammengehörigen Plakathälften soll eine textliche, visuelle und kontextuelle Spannung entstehen, mit welcher die Betrachter*innen visuell konfrontiert werden. Es stellen sich Fragen wie zum Beispiel: Welche ethischen Werte prägen die Grafikbranche? Wie wird mit der Spannung umgegangen, welche die Schere von Klassikern und No-Names herbeiruft? Und wie weit bleibt die Grafik unabhängig von Politik und dem Kapitalismus? Die Ausstellung der kombinierten Plakate versuchte nicht, alle Fragen zu beantworten, sondern sich diesen ehrlich zu stellen und mutig hinzuschauen.

1: https://www.finanzen.net/rohstoffe/goldpreis/chf [zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2024]

2: https://www.americanexpress.com/de-de/amexcited/explore-all/design/teuerste-kunstwerke-der-welt-21594 [zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2024]

3: https://de.wikipedia.org/wiki/Mona_Lisa [zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2024]