In der Welt der Fotografie bietet sich die einzigartige Möglichkeit, menschliche Reaktionen und Emotionen einzufangen. In meinem fotografischen Projekt «Berührt, gerührt» wird die kunstvolle Darstellung von Reaktionen durch eine experimentelle Herangehensweise erkundet. Der Fokus liegt auf alltäglichen und scheinbar normalen Situationen, darunter auch gerne mal Missgeschicken. Mittels der überspitzten und dramatisierten Reaktion einzelner Personen entsteht eine narrative Tiefe.
Die bewusste Überzeichnung führt zu Bildern, die nicht nur witzige Geschichten erzählen, sondern auch eine tiefere Ebene der menschlichen Gefühlswelt erforschen. Dabei scheute ich nicht davor zurück, persönliche Erlebnisse der Protagonist*innen in das Geschehen zu integrieren oder rein fiktive Charaktere zu erschaffen, um mit der Glaubwürdigkeit des Gezeigten zu spielen und eine Spannung zwischen Realität und Inszenierung zu schaffen.
In meiner Recherche liess ich mich vor allem von Werbung inspirieren, deren Herangehensweise mich beeindruckte. Werbungen können entweder aus bereits existierenden Bildern entstehen oder gezielt für werbliche Zwecke erstellt werden. Zu den am häufigsten verwendeten Methoden gehört das Visualisieren von Bildern in inszenierten Kulissen innerhalb von Fotostudios. Zahlreiche Personen sind dabei involviert, angefangen bei Models, die eine spezifische Pose und Ausdruck verkörpern sollen, bis hin zu Postproduktionsteams, die das Produkt so verfeinern, dass es deutlich über eine einfache Fotografie hinausgeht.
Daneben gibt es aber auch Bilder, die auf zufällige Weise von Agenturen entdeckt und erworben werden. Im Anschluss daran wird ein Werbekonzept um dieses Bild herum entwickelt. Hierbei handelt es sich oft um Aufnahmen, die keine inszenierten Personen präsentieren, sondern eher spontane Momente aus der Natur oder gesellschaftliche Ereignisse darstellen, welche dann nahtlos in das Konzept der Produktionen integriert werden. Dies regte mich zum Nachdenken darüber an, was genau ein Schnappschuss ist. Der perfekte Schnappschuss entsteht spontan an einem geeigneten Ort und zur passenden Zeit. Unter diesem Begriff verstehe ich ein Bild, das in seiner Komposition und Darstellung so unvorhersehbar und überraschend ist, dass niemand in der Lage ist, es wieder zu reproduzieren. Ein solcher Schnappschuss lässt sich nicht erzwingen; er geschieht unerwartet. Möglicherweise entdeckt man erst im Nachhinein und beim genauen Analysieren, dass darin ein besonderes Potenzial steckt.
Als Betrachter*innen nehmen wir nicht nur die ästhetische Darstellung wahr, sondern auch die subtilen Botschaften, die durch sorgfältig gewählte Szenarien oder unmittelbare Schnappschüsse vermittelt werden. Diese Bilder ziehen uns in ihre visuellen Erzählungen, lassen uns über die Natur von Momentaufnahmen nachdenken und fordern uns gleichzeitig auf, die subtile Magie hinter jeder Inszenierung zu entdecken.
In der Inszenierung meiner Fotografien strebe ich danach, nicht nur Momente festzuhalten, sondern eine eigene, künstlerische Erzählung zu schaffen. Durch die gezielte Hervorhebung und Überzeichnung von Reaktionen in scheinbar gewöhnlichen Szenarien entsteht eine visuelle Sprache, die über das blosse Abbilden hinausgeht. In der kreativen Auseinandersetzung mit inszenierten Reaktionen wird nicht nur die Vielfalt menschlicher Gefühlsregungen erkundet, sondern auch die Möglichkeit geschaffen, den Betrachter zum Nachdenken und Interpretieren einzuladen. Es ist mein Bestreben, durch die Kunst der Fotografie nicht nur Bilder zu schaffen, sondern Geschichten zu erzählen, die einen ungewöhnlichen Zugang zu den verschiedenen Facetten der menschlichen Emotionalität bieten.