Tier und System
Positionen zum Tier im Kontext der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion
Im Angesicht des Tieres erwächst für den Menschen eine Dringlichkeit zur Auseinandersetzung mit seiner eigenen Natur. Es stellen sich grundlegende Fragen im Blickwinkel ontologischer und ethisch-moralischer Betrachtungen, es formieren sich aber auch notwendiger Weise Positionen konkreter Art bezüglich der eigenen Handlungsweisen. Gerade dieses physische Antlitz des landwirtschaftlich genutzten Tiers jedoch verschwand weitgehend aus der Sichtbarkeit des urbanen Raumes. Das Tier der Produktion manifestiert sich nur noch in Form von Bildern und maskierten Erzeugnissen — ist Teil interessensbezogener Kommunikationsstrategien oder Spielball ideologischer Agitation. ‹Aug’ in Aug’› ist Ausdruck einer vergangenen Zeit.
Der Mensch formt die Natur in grossem Mass nach seinen Bedürfnissen, unterwirft ihre Konstitution den eigenen Zielsetzungen. Auch das Tier gliedert sich ein in dieses Gefüge anthropozentristischer Konstruktion. Emotionale Empfindungen und ethisch vertretbares Verhalten stehen in Konflikt mit basalen Bedürfnissen und den Zwängen ökonomisch rentabler Erzeugung. Tierbezogene Agrarwirtschaft ist in der Schweiz weit mehr als reine Produktion — sie formt das Bild unserer Landschaften, spiegelt sich in Traditionen, ist Teil der personalen und kollektiven Identität.
Gegenwärtig sind Prinzipien nachhaltigen und verantwortungsvollen Handelns vermehrt Teil des gesellschaftlichen Diskurses. Eine wirkliche Auseinandersetzung und der Austausch über gesinnungsgleiche Gruppen hinaus wird jedoch oft durch ideologische Verkrustungen verhindert. So versucht diese Arbeit in der dialektischen Gegenüberstellung persönlicher Erfahrungen und Positionen der Tiertheorie gängige Konventionalismen zu hinterfragen sowie zur persönlichen Exploration und der Reflexion des eigenen Handelns aufzufordern.